In den vergangenen fünfeinhalb Jahren habe ich gemeinsam mit der Koalition aus Bündnis 90/DIE GRÜNEN und CDU für Darmstadt viel erreicht. Ein Rückblick.
Darmstädter Kinderbetreuung hessenweit „spitze“, im U3-Bereich sogar auf Platz vier innerhalb der gesamten Bundesrepublik!
Als unsere Koalition 2011 die Arbeit aufnahm, sahen wir uns mit dem unmissverständlichen Auftrag der Eltern konfrontiert, das Kinderbetreuungsangebot auszubauen und ausreichend Plätze im U3-, Kindergarten- und Hort-Bereich sicherzustellen. In enger Zusammenarbeit mit Eltern, Elterninitiativen und der gesamten Darmstädter Trägerlandschaft ist es uns gelungen, binnen fünf Jahren die Zahl der Plätze deutlich zu steigern. Heute liegt Darmstadt in Sachen Kinderbetreuung hessenweit an der Spitze. Darüber hinaus hat das aktuelle Städteranking von Wirtschaftswoche und Immobilienscout24 unserer Stadt die viertbeste Quote für Kita-Plätze im U3-Bereich zuerkannt, damit liegt Darmstadt auch in der gesamten Bundesrepublik vorne.
Aufgrund des starken Wachstums der Stadt werden wir die Betreuungskapazität weiterhin ausbauen.
Bundesweit nachgefragtes Bürgerbeteiligungsmodell
Unsere Koalition hat dafür gesorgt, dass auf kommunaler Ebene neue Strukturen für die Partizipation geschaffen wurden: Die Stelle der/s Bürgerbeauftragten wurde inhaltlich neu ausgerichtet. Aufgabe ist es nicht mehr nur Bürgerbeschwerden aufzunehmen, sondern Bürgerbeteiligung umfassend zu organisieren.
Regelmäßig finden jetzt Bürgerversammlungen in den Stadtteilen statt. Erstmals wurde ein Bürgerhaushalt eingerichtet. Fünfmal konnten die Bürgerinnen und Bürger seither Vorschläge zur Haushaltsplanung einbringen. Darüber hinaus werden sie immer wieder zu wichtigen Themen der Stadtentwicklung befragt.
Insbesondere durch die Stadtteilforen in Arheilgen und Eberstadt ist es gelungen, auch politikferne Menschen zu beteiligen. Das Darmstädter Modell der Bürgerbeteiligung ist heute so erfolgreich, dass es bundesweit Nachahmung findet.
Haushaltskonsolidierung gelungen – Handlungsfähigkeit zurückgewonnen
Die Finanzlage der Stadt Darmstadt hat sich in der vergangenen Legislaturperiode durch eine entschlossene Konsolidierung des städtischen Haushalts und eine am Machbaren orientierte Politik deutlich verbessert. Der angestrebte Haushaltsausgleich konnte erreicht werden. Mit dem Schuldenabbau wurde begonnen.
Die Konsolidierung geht einher mit der kontinuierlichen Sanierung und Modernisierung der Infrastruktur in den Bereichen Mobilität, Bildung und Betreuung, Sport und Kultur. Durch die Einführung eines Risikofaktors soll die Stadt zukünftig bei allen großen Bauvorhaben gegenüber unerwarteten Kostensteigerungen abgesichert sein.
Darmstadt ist auf dem richtigen Weg, denn ein solider Haushalt ist die Voraussetzung für erfolgreiche Kommunalpolitik!
Infrastruktur: Ende des Sanierungsstaus – es wird gebaut!
Trotz der schwierigen Haushaltssituation hat unsere Koalition den Mut gehabt, durch Neubau und Sanierung von über Jahre vernachlässigten Gebäuden und Liegenschaften die öffentliche Infrastruktur in ihrem Bestand zu sichern und zu stärken.
Hier die wichtigsten Ergebnisse:
- Die westliche Bismarckstraße ist ertüchtigt.
- Wichtige Kanalumbaumaßnahmen in der ganzen Stadt sind im Gange oder bereits abgeschlossen.
- Zahlreiche Haltestellen wurden barrierefrei umgestaltet.
- Das Georg-Moller-Haus ist auf dem Weg zu einem energetisch sanierten Spielort für die freie Szene.
- Die Ausstellungshalle der Mathildenhöhe wird umfassend saniert.
- Die Woogsanierung ist gestartet.
- Die Weichen für den Nordbadneubau sind gestellt.
- Schulen, Kitas und Straßen sind und werden saniert, das Straßenbahnnetz und die Radwege sind in der Entwicklung.
- Der Neubau der Feuerwache in Arheilgen wird 2018 fertig.
- 2017 geht es endlich mit der Erweiterung und Sanierung des Berufsschulzentrums Nord los.
- Bei allen Herausforderungen ist das Böllenfalltor-Stadion bundesligatauglich gehalten worden und in Abstimmung mit dem Verein werden alternative Planungen verfolgt.
Bei allen größeren Bauvorhaben wird seit Herbst 2016 ein Risikofaktor bei den Kostenberechnungen berücksichtigt, sodass die Stadt zukünftig gegenüber unerwarteten Kostensteigerungen abgesichert ist.
Nachhaltige Stadtwirtschaft im Dienste einer guten Daseinsvorsorge
Zweck der über 125 städtischen Unternehmen mit ihren über 8.000 Beschäftigten ist es, eine gute, zukunftsfähige Daseinsvorsorge für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt zu gewährleisten und Darmstadt nachhaltig weiterzuentwickeln. Um den Einfluss auf die Daseinsvorsorge zu sichern und das Vertrauen der Öffentlichkeit in Politik, Verwaltung und die kommunalen Beteiligungsunternehmen zu erhöhen, hat unsere Koalition in den vergangenen fünf Jahren zahlreiche Maßnahmen ergriffen, sodass unsere Stadtwirtschaft heute transparent und solide aufgestellt ist.
Planungssicherheit für kulturelle, soziale und sportliche Initiativen
Durch eine rechtzeitige Einbringung des Haushalts in die Beratungen der städtischen Gremien wurden die Grundlagen für eine schnelle Haushaltsgenehmigung durch die Kommunalaufsicht geschaffen und somit für eine hohe Planungssicherheit für Bürgerschaft, Kreative und Vereine gesorgt.
Erst Lincoln und Kelley, jetzt Jefferson und Cambrai-Fritsch: Moderne, neue Stadtviertel für mehrere tausend Menschen entstehen
Die Konversion im Wohnungs- und Gewerbe-Bereich wurde erfolgreich gestartet. In der Lincoln-Siedlung entstehen zurzeit die ersten von insgesamt 2.000 geplanten Wohneinheiten. Im Laufe des ersten Halbjahres 2017 sollen auch die Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) über die ehemaligen Kasernengelände Jefferson und Cambrai-Fritsch abgeschlossen sein, sodass auch hier neue Quartiere für viele tausend Menschen entstehen können.
Gleichzeitig ist es gelungen, das Gelände der Kelley Barracks als Gewerbegebiet zu entwickeln und mit Alnatura eines der Leitunternehmen der Bio-Branche für den Standort Darmstadt zu gewinnen. Die Entwicklung wird von unserer Idee der Green Smart City getragen: Der neue Alnatura-Campus ist als öffentlicher Erholungs-, Lern- und Begegnungsort konzipiert, der neben der Firmenzentrale einen Waldorfkindergarten in öffentlicher Trägerschaft, ein vegetarisches Bio-Restaurant sowie zahlreiche Schul- und Erlebnisgärten umfasst.
ICE-Anbindung: Nächster Halt – Darmstadt!
Wir konnten eine Einigung mit der Region und dem Land hinsichtlich der ICE-Anbindung Darmstadts erzielen. Die Deutsche Bahn wird den Neubau der ICE-Strecke Frankfurt-Mannheim wieder aufnehmen. Dabei gilt die vom Magistrat vorgelegte Tunnellösung unter der Konversionsfläche Kelley Barracks als Favorit für die Streckenführung.
Zukunftsfähiger Wirtschaftsstandort durch erfolgreiche Netzwerkarbeit
Wir haben eine systematische Kommunikation zum Wirtschafts- und Wissenschaftsprofil aufgebaut. Ein Beispiel für die aktiven Innovationsnetzwerke in unserer Stadt ist der im Jahr 2014 auf Initiative des Präsidenten der TUD, der Schader-Stiftung und von mir ins Leben gerufene Runde Tisch „Wissenschaftsstadt“ mit den Spitzen aller Wissenschafts- und Forschungsinstitutionen in Darmstadt.
Heute prognostizieren namhafte Institute unserer Stadt regelmäßig beste Zukunftsaussichten. Beispielsweise kürten Wirtschaftswoche und Immobilienscout24 Darmstadt 2015 und 2016 zum Gewinner ihres Zukunftsrankings. Und die Industrie- und Handelskammer (IHK) wählte die Wissenschaftsstadt im März 2015 als erstes Oberzentrum in der Region zum „Ausgezeichneten Wohnort für Fach- und Führungskräfte“.
Das positive Klima zeigt sich auch anhand der Tatsache, dass große Unternehmen wie Merck, Evonik, Hottinger Baldwin Messtechnik, Software AG oder Döhler in ihren Firmenstandort investieren, Wella nur wenige Jahre nach der Abwanderung an seinen Heimatort zurückgekehrt ist und Firmen wie Alnatura neu hinzugewonnen werden konnten.
Im Gleichschritt mit dem Bevölkerungswachstum steigt in Darmstadt auch die Wirtschaftskraft und damit die Zahl der Arbeitsplätze im Durchschnitt um rund 1.800 pro Jahr.
Aufnahme und Integration von geflüchteten Menschen: Darmstadt bleibt weltoffen
Auch die größte Herausforderung dieses Jahrzehnts, die Aufnahme und Integration von Geflüchteten haben wir gemeinsam mit Verwaltung, Stadtwirtschaft und der Bürgerschaft gemeistert.
Darmstadt bezieht seine Stärke aus der Internationalität. Durch unsere wissenschaftlichen Institute und den Export unserer Unternehmen haben wir Verbindungen in alle Welt. Beispiel Merck: Weniger als 10 Prozent des Gesamtumsatzes werden in der Bundesrepublik erzielt. Unser Wohlstand, unsere soziale Sicherheit, unsere Kreativität sind dadurch entstanden, dass wir stets mit Offenheit die Anregungen von Menschen, die hier hergekommen sind, aufgenommen haben. Dadurch sind wir gemeinsam stark und stärker geworden – und die Stadt immer interessanter und lebenswerter.
Diese Tatsache hat uns im vergangenen Jahr bei der Aufnahme der vielen geflüchteten Menschen sehr geholfen. Besonders deutlich konnte man dies bei den rund neun großen Veranstaltungen zum Thema „Flucht und Asyl“ erleben, zu denen insgesamt mehrere tausend Darmstädterinnen und Darmstädter kamen.
Heute steht die Aufgabe im Zentrum, von der Willkommenskultur zur Integrations- und Aufnahmestruktur zu kommen. Dafür hat die Stadt die städtische Jugend-/Kinder-/Sozial- und Ausländerbehörde mit mehr Personal ausgestattet und eine Flüchtlingskoordination eingerichtet. Zahlreiche professionelle Träger haben die sozialpädagogische Begleitung der Geflüchteten übernommen. Sie werden dabei von einem großen ehrenamtlichen Netzwerk unterstützt: Darmstädterinnen und Darmstädter engagieren sich für und mit den geflüchteten Menschen, z.B. bei Sprachkursen oder der Vermittlung von Lebensgewohnheiten und Werten. Dass dies in unserer Stadt alles so gut gelingt, dafür gebührt allen Bürgerinnen und Bürgern großer Dank! Diese Weltoffenheit tut uns allen gut!
Soziale Arbeit ist Koproduktion
Mein gesamtes politisches Handeln orientiert sich an dem Anspruch, ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig zu sein, ganz gleich, ob es um Umwelt, Wirtschaft, Kultur, Stadtentwicklung, Mobilität oder Soziales geht. Deshalb habe ich in meiner Zeit als Darmstädter Sozialdezernent in allen Bereichen auf Sozialraumorientierung, Prävention und Partizipation gesetzt – und das, bevor es in unserer Stadt etablierte Beteiligungsstrukturen gab.
In den vergangenen sechs Jahren als Oberbürgermeister konnte ich diesen Anspruch mit Unterstützung des Magistrats auch in anderen Politikfeldern umsetzen. Die unterschiedlichen Aufgabengebiete der einzelnen Dezernate sind heute eng miteinander vernetzt. Wenn es beispielsweise um Bildungs-, Chancen- und Teilhabegerechtigkeit geht, sitzen immer auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Dezernaten Bauen und Verkehr, Umwelt sowie Wirtschaft mit am Tisch. Dazu werden Vertreterinnen und Vertreter beispielsweise von Kirchen, Arbeitsloseninitiativen, Wirtschaftsverbänden und anderen Interessensgruppen angehört.
Ebenso relevant ist der räumliche Zusammenhang: Alle Entscheidungen werden in Hinblick auf den einzelnen Menschen, den Stadtteil, die Belange der Stadt, die Region und schließlich das Land geprüft. So konnten zahlreiche Maßnahmen verstetigt, weiterentwickelt und neu auf den Weg gebracht werden.
Die enge Verbindung zwischen der Sozialdezernentin Barbara Akdeniz und mir als Oberbürgermeister, bedingt durch meinen beruflichen wie politischen Werdegang, hat dazu beigetragen, dass im gemeinsamen Handeln sozialpolitisch vieles durchgesetzt werden konnte und die Darmstädter Sozialpolitik heute so wirkungsvoll und erfolgreich ist.
Sozialpolitik erfolgt in kleinen, manchmal kaum merklichen Schritten. Diese sind jedoch umso nachhaltiger, wenn sie kontinuierlich und beharrlich im Zusammenwirken aller erfolgen. Wir müssen alle Menschen in unserer Stadt im Blick haben, denn wer sich abgehängt fühlt, ist empfänglich für Populismus und Radikalisierung.
Jedes Baby wird begrüßt
Wissenschaftliche Studien belegen, dass präventive Hilfsangebote für junge Eltern zum Schutz von Kindern beitragen. Seit meiner Zeit als Sozialdezernent gehen wir hier in Darmstadt mit dem Programm „Kinder schützen – Familien fördern“ deshalb ganz bewusst neue Wege: Drei sozialpädagogische Fachkräfte des Begrüßungsservices sind täglich in der Stadt unterwegs, um die jährlich ca. 1.500 neugeborenen Kinder und ihre Familien zu besuchen. Ziel ist es, die Eltern frühzeitig zu unterstützen, wenn Probleme auftreten. Gemeinsam mit der Sozialdezernentin Barbara Akdeniz habe ich gerade das 10.000 Baby sowie eine Familie mit Drillingen willkommen geheißen.
Niemand braucht in Darmstadt auf der Straße zu schlafen
Wir werden Obdachlosigkeit nicht komplett verhindern können, auch wenn ich mir das sehr wünsche. Deshalb haben wir in den vergangenen Jahren – gemeinsam mit vielen, vielen Partnerinnen und Partnern, darunter zahlreiche Ehrenamtliche – für die Menschen, die in Darmstadt auf der Straße leben, ein umfassendes Hilfssystem aufgebaut. Doch zu allererst setzen wir auf Prävention. Damit es möglichst gar nicht erst zu Wohnungslosigkeit kommt, wurde die städtische Schuldnerberatung ausgebaut und eine starke kommunale Wohnungssicherungsstelle geschaffen.
Für die, die trotz aller Bemühungen wohnungslos sind, stehen in Darmstadt rund 200 Übernachtungsplätze in sieben Unterkünften zur Verfügung, eine davon ist speziell für Frauen reserviert. Darüber hinaus gibt es die Anlaufstelle „Teestube“ des Diakonischen Werkes, die neben einem Tagesaufenthaltsangebot auch Beratung und medizinische Betreuung anbietet.
Durch aufsuchende Sozialarbeit wird versucht, auch diejenigen zu erreichen, die nicht von allein den Weg zu einer der Hilfseinrichtungen finden. Alle Einrichtungen sind eng miteinander vernetzt, sodass auch auf aktuelle Situationen zeitnah reagiert werden kann. Außerdem besteht in allen Unterkünften ein pädagogisches Angebot, das betroffenen Menschen Unterstützung beim Ausstieg aus der Obdachlosigkeit bietet.
Wir unterstützen Initiativen aus der Bevölkerung wie „Der soziale Zaun“ am Justus-Liebig-Haus oder „Obdachlosen helfen“ auf dem Europaplatz.
Darmstadt ist Rainbow City
In Darmstadt leben, arbeiten und wirken Lesben, Schwule, bi-, trans-, intersexuelle und queere Menschen. Diese Vielfalt gehört zu unserer Stadt. Allerdings ist es noch immer notwendig, politisch Position zu beziehen und deutlich zu machen, dass alle Lebensentwürfe gleichermaßen eine Berechtigung und einen Platz in unserer Gesellschaft haben.
Ich unterstütze die queere Community seit vielen Jahren kontinuierlich in ihren Belangen. Beispielsweise bin ich von Anfang an Schirmherr des Christopher-Street-Days, der seit 2011 von Vielbunt e.V. in Darmstadt veranstaltet wird. Ende 2016 ist es endlich gelungen, ein queeres Zentrum für Lesben, Schwule, Bi-, Trans- und Intersexuelle mit besonderem Schwerpunkt auf Jugendarbeit zu schaffen.
Seit November ist Darmstadt zudem Mitglied im Rainbow Cities Network, einem Zusammenschluss deutscher und europäischer Städte, die sich auf kommunaler Ebene für die Unterstützung und den Schutz queerer Menschen stark machen. Es ist mir wichtig, dass wir als weltoffene, internationale und soziale Stadtgesellschaft hier ein deutliches Zeichen setzen.
Alle Fotos: Oliver Stienen